Deutscher Stoff – das Nibelungenlied (1)

Nur wenige literarische Werke sind so mit der Geschichte eines Volkes verbunden wie das Nibelungenlied mit der Geschichte der Deutschen. Verfasst von einem unbekannten Autor vereint es Motive der höfischen Literatur des Mittelalters mit weit älteren archaischen Stoffen der germanischen Vorzeit.

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit

von helden lobebæren, von grôzer arebeit,

von fröuden hôchgezîten, von weinen und von klagen,

von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren sagen.

In den kommenden Wochen werden wir immer wieder einige Aspekte, Interpretationen und Rezeptionen dieses Werkes vorstellen, um die vielen Facetten und Nachwirkungen des Nibelungenliedes darzustellen. Wer sich mit dem Inhalt vertraut machen möchte, kann sich das Werk in der zweisprachigen Ausgabe aus dem Reclam-Verlag mit aktueller Übersetzung nach neuesten Forschungsergebnissen zulegen. Das Buch vereint den mittelhochdeutschen Text mit einer neuhochdeutschen Übersetzung. Oft lassen sich die Feinheiten des Textes erst aus dem mittelhochdeutschen Wortlaut erschließen.

Wer sich dem deutschen Nationalepos lieber hörend nähern möchte, sollte dies in der Übertragung von Karl Simrock tun, der das Nibelungenlied um 1827 in eine neuhochdeutsche Versform übertrug.

Eine sprachlich etwas aktuellere Fassung, die sich dennoch mit dem Ton des Nibelungenliedes gut verträgt, hat Franz Fühmann in den 1970er Jahren erstellt. Es ist sowohl antiquarisch als auch in einer neuen Auflage aus dem Jahr 2006 kostengünstig erhältlich. Auch Baal Müller hat sich an dem Stoff versucht und eine Nacherzählung des Nibelungenlieds verfasst. Entstanden ist daraus ein wunderbares Buch, das mit Illustrationen der Künstlerin Linde Gerwin im Arun-Verlag erschienen ist.

 

 

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